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Restaurierung von Wandmalerei und Stuck

 

Bild: Blick in die Werkstatt für Wandrestaurierung

Die Aufgaben dieses Fachbereichs umfassen den Erhalt und die Pflege von Wandmalerei, architekturgebundener polychromer (farbiger) Fassung, Stuckausstattungen, Objekten aus Stein, baugebundenem Metall sowie die Betreuung archäologischer Grabungen im Bereich der Bayerischen Schlösserverwaltung.

Ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt liegt in der Baudenkmalpflege. Die Restauratoren bringen ihr fachliches Knowhow über alle Phasen der teils umfangreichen Projekte ein. Die Tätigkeiten umfassen restauratorische Voruntersuchungen, die Erstellung von Mustern sowie von Konservierungs- und Restaurierungskonzepten, die Vorbereitung und Durchführung von Vergabeverfahren an Firmen und freiberuflich tätige Restauratoren, die Erstellung von Leistungsverzeichnissen, die Betreuung während der Ausführung, fortlaufende Qualitätskontrolle, die Beteiligung bei Abnahmen sowie die Nachbereitung und Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen. Die Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen wie Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten obliegen in der Regel den regional zuständigen Staatlichen Bauämtern, die im Auftrag der Schlösserverwaltung tätig werden.

 

Bild: Wandmalerei

Detail aus dem Deckengemälde von
Nikolaus Gerhard Stuber, 1724,
Kammerkapelle, Neues Schloss
Schleißheim,
Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Eine Selbstverständlichkeit ist dabei die fachübergreifende Zusammenarbeit im Restaurierungszentrum sowie mit externen Restauratoren, Architekten, Naturwissenschaftlern und weiteren Experten. Unschätzbarer Vorteil ist, dass sich die hauseigenen Restauratoren durch teils langjährige Betreuung der Residenzen, Schlösser und Burgen umfassende Kenntnisse zu den einzelnen Liegenschaften erworben haben.

Der Fachbereich ist aktuell mit acht Mitarbeitern/innen besetzt. In der Werkstatt für Wandrestaurierung kümmern sich vier Restauratoreninnen und Restauroren um die Wand-, Stein- und Stuckbelange, wovon ein Kollege zusätzlich auf die Steinrestaurierung spezialisiert ist. Ein Kirchenmaler führt zudem – mit Schwerpunkt auf den Münchner Großraum – verschiedenste hochwertige Maler- und Fassarbeiten aus.

Eine für Metallrestaurierung zuständige Kollegin betreut Objekte aus baugebundenem Metall. Die im Bauhof Schleißheim angesiedelte Metallwerkstätte des Fachbereichs ist derzeit mit zwei Schlossern besetzt. Räumlichkeiten und Ausstattung der Werkstätten erlauben die Bearbeitung mobiler Objekte bis hin zu Ergänzungen in historischen Schmiede- und Werktechniken. Ein bereits in Planung befindlicher Werkstattumbau wird in einigen Jahren die Mitarbeiter der Metallrestaurierung und der Schlosserwerkstatt in Räumen im Schlossbereich Nymphenburg vereinen.

Stuckausstattungen und Stuckmarmor

Stuckausstattungen

 

Bild: Putten

Putten im Treppenhaus des
Neuen Schlosses Schleißheim,
Johann Baptist Zimmermann, 1720/21,
Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Den umfangreichsten Bestand im Bereich der Schlösserverwaltung bilden die zahlreichen plastischen Stuckausstattungen im Innen- und Außenraum.
Das Spektrum reicht dabei von einfach gestalteten Funktionsräumen bis hin zu den weltberühmten Raumkunstwerken wie die der Residenz Würzburg.

Stuck kann aus den Bindemitteln Kalk und/oder Gips sowie Lehm mit Zuschlägen von Sand und organischen Zusätzen wie Leim bestehen. Als Applikationstechniken kommen freier Antrag-, Zug-, Druckmodel-, sowie Versatzstuck – häufig auch in Kombinationen – zur Anwendung.

Die Ausführung besorgten teils international renommierte Stuckateure wie Prospero Breni (17. Jahrhundert), Diego Carlone, Johann Baptist Zimmermann, Antonio Bossi (18. Jahrhundert), oder der in den Königsschlössern Linderhof und Neuschwanstein als Grottierer tätige Bühnenbildner August Dirigl (19. Jahrhundert).

Die Reinigung der Schlossausstattung erfordert ein besonders sensibles Vorgehen. Häufig verwechseln ungeschulte Reinigungskräfte erhaltenswerte Altersspuren mit Schmutz oder verwenden – mit besten Absichten – zu aggressive Reinigungsmittel. Gelegentlich sind Farb- oder Goldauflagen nur noch schwach mit dem Träger verbunden, so dass ein unbedachtes Abwischen hier einem Abkehren des Dekors gleich käme. Das Pflegeprogramm sieht eine Reinigung von Schlossräumen durch Restauratoren vor. Sie entfernen vorsichtig die Staubschichten und anderen Schmutz, bevor sie zu schlecht löslichen Krusten werden und als Nährboden für Schädlinge und Mikroorganismen dienen können.

Stuckmarmor

 

Bild: Scagliolatafel

Scagliolatafel mit Darstellung aus dem
Marienleben (Detail), nach 1632,
Reiche Kapelle, Residenz München,
Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Stuckmarmor ist eine spezielle Stucktechnik, mit der farbige polierfähige Natursteine imitiert werden können. Aus den einfachen Grundmaterialien Gips, Pigmenten und Leimwasser lassen sich darüber hinaus die natürlichen Vorbilder individuell künstlerisch übersteigern.

Bereits um 1600 war die Residenz Herzog Maximilians I. von Bayern ein überregional bedeutendes Zentrum der Stuckmarmor- und Scagliolakunst, wie Einlegearbeiten aus Stuckmarmor auch genannt werden.

Zu den herausragenden „Marmorierern“ gehören Blasius und Wilhelm Pfeiffer/Fistulator (17. Jahrhundert), Franz Xaver Feichtmayr (18. Jahrhundert) sowie die Gebrüder Viotti (19. Jahrhundert).

Erhalt und Pflege

Von zentraler Bedeutung für die Erhaltung und Pflege der Stuck- und Stuckmarmorausstattungen ist die Erforschung und Kenntnis der verwendeten historischen Materialien und Werktechniken.
Neben der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaftlichen Herangehensweise sind hierbei auch handwerkliche Aspekte zu berücksichtigen.

In Zeiten, in denen das traditionelle Kunsthandwerk an Bedeutung verliert, gehört es zu den wichtigen Anliegen des Restaurierungszentrums, auch die historischen Handwerkstechniken zu bewahren. Als Beispiel sei auf die umfangreichen Stuckrekonstruktionen der Gelben Treppe in der Residenz München verwiesen.

Bild: Versuchsanordnung

Versuchsanordnung zur Überprüfung der Auswirkungen von wechselnden Klimaverhältnissen
auf das Alterungsverhalten von wandfesten Ausstattungen,
Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

 

Wandmalerei

 

Bild: Puttengruppe

Puttengruppe aus dem Deckengemälde im
Weißen Saal, Schloss Seehof bei Bamberg,
Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Das Fachgebiet der Wandmalerei umfasst sämtliche Ausprägungen mono-und polychromer baugebundener Oberflächengestaltung. Hierzu zählen neben Fassadenmalereien sämtliche Innenraumdekorationen in figuraler und dekorativer Ausführung in Fresko-, Secco- oder Temperatechnik wie auch Sgrafitto oder Stuccolustro. Das Spektrum der Untergründe reicht von Ziegel- und Mischmauerwerk über Gips- und Kalkputz bis zu baufester Holzkonstruktion und moderner Betonoberfläche.

Durch den festen Verbund der gestalteten Architekturoberflächen mit der tragenden Bausubstanz, die direkte Abhängigkeit von Klima und auch die Beanspruchung durch die Nutzung ist eine ganzheitliche und vor allem interdisziplinäre Begleitung für einen dauerhaften Erhalt unabdingbar.

 

Bild: geschädigte Wandmalerei

Durch Feuchtigkeit und Schadsalze
stark geschädigte Wandmalerei in den
Nibelungensälen der Residenz München,
Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Diese beinhaltet neben umfassenden Quellenstudien und Bauforschung besonders auch naturwissenschaftliche Analytik (Farb- und Bindemittel, Metallauflagen, Mikrobiologie, Salze) und Schadenserfassung - sowie Interpretation. Ebenso sind die Aspekte der präventiven Konservierung zu berücksichtigen und einzuplanen, um schließlich mittels geeigneter Materialien und Techniken eine Restaurierungsmaßnahme durchführen zu können. Diese kann, basierend auf ethischen und ästhetischen Grundlagen, den Schwerpunkt auf rein konservierenden oder auch restaurierenden Maßnahmen haben.

Bestand, Schäden und durchgeführte Maßnahmen werden in Wort und Bild mittels geeigneter Kartierungssoftware dokumentiert.

 

Bild: Detail der Dekorationsmalerei

Detail der Dekorationsmalerei im
Markgräflichen Opernhaus Bayreuth
nach der letzten Restaurierung,
Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Die Bandbreite der Wandmalereien in den Liegenschaften der Bayerischen Schlösserverwaltung reicht vom Mittelalter (Blutenburg, Plassenburg) über vielzählige Kunstwerke des Barock und Rokoko (Schleißheim, Würzburg) bis hin zu Ausgestaltungen des 19. Jahrhunderts (Linderhof, Neuschwanstein) und Rekonstruktionen zur Zeit des Wiederaufbaus Mitte des 20. Jahrhunderts (Residenz München).

Namhafte Künstler, wie Cosmas Damian Asam, Carlo Carlone oder Gian Battista Tiepolo sind hier vertreten, deren kulturelles Erbe es heute zu betreuen und erhalten gilt.


 
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