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29. Juni 2018

Pressemitteilung

Königsbau der Residenz München nach Restaurierung wiedereröffnet. Königliche Silberkammer und Präsentation fürstlicher Tafelkultur als neue Attraktionen

Nach zehnjähriger Restaurierung und Sanierung eröffneten heute Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Staatsminister Albert Füracker den Königsbau der Residenz München feierlich wieder. Der gewaltige klassizistische Wohnpalast wurde im Auftrag König Ludwigs I. von Hofarchitekt Leo von Klenze 1826 bis 1835 errichtet. Die aufwendig restaurierten Nibelungensäle sowie die prunkvoll eingerichteten Wohnräume des Königspaars gehören zu den bedeutendsten Raumkunstwerken der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Erstmalig stehen den Besucherinnen und Besuchern nun hinter den restaurierten Prunkgemächern auf vier Etagen und über 1200 Quadratmetern mehr als 20 gänzlich neue Schauräume offen. Die großartigen und international bedeutenden Spezialsammlungen der Residenz laden ein, in die faszinierende Sphäre genussvoller höfischer Feste, machtbewusster Kunstpolitik und jahrhundertelanger Wittelsbacher Sammlungstradition einzutauchen. Von den Vorzimmern der Königswohnung aus erfolgt der Zugang in die schimmernde Welt der kurfürstlich-königlichen Silberkammer und die verschwenderische Pracht fürstlicher Tafelkultur. Von dort führt der Weg in die farbig leuchtende Schatzkammer der Wittelsbacher Porzellansammlung – weißes Gold, reich bemalt, aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Um Meisterwerke aus den »Wittelsbacher Hausmanufakturen« Nymphenburg und Frankenthal gruppieren sich Erwerbungen aus den Zentren der frühen europäischen Porzellankunst wie Meißen und Sèvres sowie die zerbrechlichen Geschenke des französischen Hofes oder die »Porzellan-Pinakothek« Ludwigs I. – ein Höhepunkt der Porzellanmalerei des 19. Jahrhunderts, die bedeutende Gemälde etwa von Dürer oder Leonardo da Vinci auf Porzellan bannt. Eine ganz kleine, aber staunenswerte Welt offenbart sich in mysteriösem Halbdunkel: die Miniaturensammlung. Die juwelenhaften Kleingemälde aus vier Jahrhunderten laden ein, die unendliche Vielfalt ihrer Details zu entdecken. Der kostenlose Audioguide sowie Medienstationen mit Film- und Hörangeboten runden den Besuch dieser neuen Museumsattraktion ab.

Im Anschluss an den heutigen Schlössertag (Tag der offenen Tür) zum hundertjährigen Geburtstag der Bayerischen Schlösserverwaltung und zur Feier der lang erwarteten Wiedereröffnung gibt es bis zum 6. Juli eine Reihe an Sonderführungen. Drei Publikationen bieten Informationen für alle, die es genauer wissen wollen.  

Detailinformationen

Neupräsentation der Sammlungen: Kostbarkeiten aus vier Jahrhunderten

Die Neupräsentation der Sammlungen des Residenzmuseums im Königsbau lässt vier Jahrhunderte bayerischer Geschichte lebendig werden. Das Sammeln von Kostbarkeiten war über Jahrhunderte eine mit Passion betriebene Tätigkeit der bayerischen Herrscher: Liebe zur Kunst und dynastisches Prestigedenken gingen dabei eine charakteristische Verbindung ein; diese Leidenschaft dokumentiert sich nicht zuletzt in der Errichtung eigener, erlesen ausgestatteter Sammlungsbauten, angefangen mit dem Antiquarium der Münchner Residenz, das im Auftrag Herzog Albrechts V. (reg. 1528-1579) entstand. Die von den bayerischen Herzögen, Kurfürsten und Königen zusammengetragenen Raritäten und kunstvollen Gebrauchsgegenstände bilden die Grundlage für die heutigen, international bedeutenden Sammlungen des Münchner Residenzmuseums. Neben der bereits seit 1958 für die Öffentlichkeit zugänglichen Schatzkammer werden zukünftig im wiedereröffneten Königsbau Glanzstücke und Meisterwerke aus den reichen Beständen der ehemaligen Porzellan- und Silberkammern der Wittelsbacher sowie die kostbare Sammlung von Miniaturen zu besichtigen sein:

Mit rund 4000 noch heute vorhandenen Stücken zählt die Silberkammer in der Residenz München zu den umfangreichsten noch erhaltenen fürstlichen Silbersammlungen Europas. Die zum überwiegenden Teil aus Speise- und Gebrauchssilber bestehende Sammlung legt eindrucksvolles Zeugnis der aristokratischen Tischkultur über mehrere Jahrhunderte ab. Das Tafelsilber war immer – ob im Rahmen festlicher Staatsbankette oder beim intimen Mahl – Teil der herrschaftlichen Repräsentation und symbolisierte den Status, die Exklusivität und – im wörtlichen Sinne – den Glanz der Dynastie. So berichten die reichen Bestände der Silberkammer nicht nur von den modischen Ansprüchen der Wittelsbacher, sondern auch von den politischen Begebenheiten der bayerischen Geschichte in der Frühen Neuzeit: Die glänzenden Silber- und Goldschmiedearbeiten erzählen von Festen, von kostbaren Geschenken und Erwerbungen, die in Friedenszeiten die Tafeln der Kurfürsten und Könige schmückten. Zugleich dokumentiert die heutige Zusammensetzung des Bestands aber auch vergangene Kriegs- und Krisenzeiten, in denen man die Silberschätze einschmolz, um die Staatskasse mit neu geprägten Silbergulden zu füllen. Von Statusdenken, dem Willen zur Pracht, aber auch vom Wechsel der modischen Stile und viel Kunstverstand zeugen wiederum die prächtig eingedeckten Silber- und Porzellantafeln, die den Besucher des Königsbaus in neu eingerichteten Räumen hinter dem Appartement Ludwigs I. erwarten. Zugleich dokumentieren diese Festtafeln die ausgefeilte Symbolik, die das komplexe fürstliche Speisezeremoniell bis ins 19. Jahrhundert auszeichnete, und die all dem materiellen und künstlerischen Aufwand, der im Bereich der höfischen Tafelkultur betrieben wurde, zugrunde liegt.

Die Schausammlung Wittelsbacher Porzellan präsentiert wunderbare Zeugnisse des kunsthandwerklichen Könnens aus den europäischen Porzellanmanufakturen des 18. und 19. Jahrhunderts als farbig leuchtende Schatzkammer. 1708 war es erstmals gelungen, das „weiße Gold“ außerhalb des asiatischen Raums herzustellen; sofort entwickelte sich an Europas Höfen eine begeisterte Nachfrage nach dem neuen, europäischen Porzellan. Ausgehend von der Meißener Manufaktur entwickelten sich schnell konkurrierende Betriebe, die als Prestigeobjekte für die Herrschenden höchst qualitätsvolle Luxusgüter produzierten. Auch die Wittelsbacher verfügten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Nymphenburg und Frankenthal über gleich zwei solcher dynastischer „Hausmanufakturen“, deren Spitzenwerke in den neuen Ausstellungsbereichen nun neu und angemessen zur Geltung kommen. Aber nicht nur Produkte aus „eigener“ Herstellung, auch zahlreiche diplomatische Geschenke aus Porzellan erweiterten die Münchner Sammlung beträchtlich. Im Zuge dessen gelangten unter anderem kostbare Porzellane aus der Frühzeit der Meißener Manufaktur, aus dem französischen Sèvres nahe Paris oder aus der Berliner Königlichen Porzellanmanufaktur an den bayerischen Hof. Im 19. Jahrhundert war es dann wieder König Ludwig I., von dem wichtige Impulse ausgingen: In seinem Auftrag fertigte die Nymphenburger Manufaktur künstlerisch wie technisch beeindruckende Kopien nach Stücken aus den königlichen Sammlungen an, die bis heute zu den Meisterwerken der europäischen Porzellanmalerei zählen! So entstand eine viele hundert Einzelstücke umfassende Sammlung, die nicht nur auf eindrückliche Weise die Entwicklung der europäischen Porzellankunst nachzeichnet, sondern zugleich die wechselnden internationalen Kontakte zwischen den familiär und politisch verbundenen Höfen Europas dokumentiert.

Die zahlreichen Einzelbestände der Porzellan- und Silbersammlung, die nun erstmals in ihrem gemeinsamen kulturhistorischen Kontext präsentiert werden, dokumentieren so bis heute zentrale politische und historische Ereignisse des Landes Bayern.

Die Miniaturensammlung der Residenz zählt zu den international anspruchsvollsten Kollektionen dieser Art. Sie umfasst ein breites Spektrum an Miniaturen aus der Zeit des 16. bis 19. Jahrhunderts. Die wunderschönen, oftmals nicht mehr als handtellergroßen Kleingemälde zeigen detailreiche Landschaften, anmutige Porträts, mythologische oder biblische Szenen und geistreiche Allegorien. Die Ursprünge der Miniaturenmalerei liegen in der mittelalterlichen Buchmalerei. Mit dem Aufstieg des gedruckten Buches wandelte sie sich zur eigenständigen Kunstform, die auf Pergament, auf Email oder kostbarem Elfenbein ausgeführt wurde. Miniaturen waren sowohl als Liebhaberstücke – eine Gemäldesammlung „en miniature“ – hochbegehrt, wie auch als „intime Kunstwerke“, die im handlichen Porträt das Andenken an geliebte Mitmenschen verewigten. Die verschiedenen Funktionen der kleinen Kostbarkeiten und die unterschiedlichen Kontexte, aus denen heraus sie entstanden, können nun beim genussvollen Detailstudium in der neuen Ausstellung nachvollzogen werden.

Die Restaurierung der Nibelungensäle und der königlichen Appartements

Im Zentrum der konservatorisch-restauratorischen Arbeiten am Königsbau standen die umfänglichen Maßnahmen in den fünf sogenannten Nibelungensälen, deren Wandfresken ein Hauptwerk der Monumentalmalerei der Nazarener sind: Es handelt sich um eine der frühesten und zugleich die bedeutendste bildliche Umsetzung des berühmten hochmittelalterlichen Heldenlieds von der „Nibelungen Not“, das die Epoche der Befreiungskriege als deutsches Nationalepos feierte. Der Schwerpunkt der Restaurierungsarbeiten lag auf der Sicherung und dem Erhalt der Substanz sowie der Wiederherstellung unter besonderer Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Anforderungen. Die Nibelungensäle waren, wie große Teile der Residenz München, im Zuge des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt worden. Zwar hielt das Gewölbe den Bombenangriffen stand, jedoch nahmen die Dekorationen und Wandflächen durch die anschließende Durchfeuchtung des über Jahre nur durch Notdächer geschützten Bauwerks nachhaltigen Schaden. Aus diesem Grund setzt sich die Ausstattung der Räume heute aus originalen Oberflächen aus dem 19. Jahrhundert und Ergänzungen im Zuge des Wiederaufbaus in den 1950er Jahren zusammen. Die Wiederherstellungsarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg orientierten sich stark am ursprünglichen Bestand und beseitigten die umfangreichen Salzschäden, rekonstruierten zerstörte plastische Teile und behoben Schäden an den Fresken. Jedoch war der Erhaltungszustand der Nibelungensäle 50 Jahre nach der Wiedereröffnung problematisch. Verschleißerscheinungen durch intensive museale und Veranstaltungsnutzung, erhebliche Salzschäden, Staub- und Schmutzablagerungen, Ablösungen des Putzes und mangelhafte Ergänzungen am Stuckmarmor waren einige der gravierenden Schadensbilder. Hinzu kamen starke Schwankungen im Raumklima und der Luftfeuchtigkeit, die die Kunstwerke zusätzlich angriffen. Im Laufe der Restaurierungsarbeiten wurden die Oberflächen umfassend gereinigt, Putz- und Stuckhohlstellen gefestigt, Salzschäden beseitigt, Risse in den Oberflächen aufgefüllt und unsachgemäße Ergänzungen und Altretuschen entfernt oder ausgebessert. Zur Klimastabilisierung wurden Lichtschutzvorhänge in den Räumen angebracht und Klimatruhen aufgestellt. Die Lichtsituation wurde mit einer fein abgestimmten Lichttechnik ausgeglichen, die eine optimale Betrachtung der Gemälde ermöglicht.

Die königlichen Appartements im ersten Stock wurden rund 38 Jahre nach ihrer Wiedereröffnung im Jahr 1980 einer Reinigungs- und Pflegemaßnahme unterzogen, bei der auch kleinere Schäden behoben wurden.

Bauliche Maßnahmen

Im Zuge der Sanierung der Residenz kam es zu umfangreichen Arbeiten sowohl an den Außenfassaden als auch im Innern des Königsbaus. Hinzu kam eine generelle Techniksanierung, die durch die jahrzehntelange Abnutzung und geänderte Anforderungen nötig war. Dies betraf unter anderem Heizung, Beleuchtung, Gebäudesicherheit, Sanitäranlagen und die Barrierefreiheit.

In einer ersten Maßnahme wurde bis Jahresende 2009 die Westfassade des Klenzebaus, hin zur Residenzstraße, saniert. Die originale Grünsandstein-Fassade wurde weitestgehend wiederhergestellt, Betonergänzungen der Nachkriegszeit wurden entfernt. Diese Maßnahmen erfolgten von 2010 bis 2013 auch an der 30 Meter hohen Südfassade am Max-Joseph-Platz. Dort wurde ausgehend von den Seitenflügeln in Richtung des Mittelbaus gearbeitet, wobei teilweise gewaltige Blöcke von mehr als einer Tonne Gewicht zu versetzen waren. Bis 2016 erfolgten Arbeiten an der klassizistischen Nordfassade zum Königsbauhof; hier konnte der fast vollständig erhaltene Putzmörtelbestand aus der Erbauungszeit instand gesetzt werden. Zudem wurden im ganzen Königsbau Dächer und Fenster saniert, sowie der Taubenschutz des Gebäudes verbessert.

Im Innern lag das Hauptaugenmerk der baulichen Maßnahmen auf dem Ausbau der neuen Museumsräume, die nun auf vier Geschossen die bedeutenden Porzellan-, Silber- und Miniaturensammlungen des Residenzmuseums der Bayerischen Schlösserverwaltung beherbergen. Präsentiert werden die fragilen Schätze in den einstigen Nebenräumen des Königsbaus, die einst der Dienerschaft, den Küchen und weitläufigen Herrschergarderoben Platz boten. Sie erstrecken sich jeweils hinter den Prunkräumen mit Fenstern zum sogenannten Königsbauhof. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren hier die Restaurierungswerkstätten der Schlösserverwaltung untergebracht, die sich heute in Nymphenburg befinden. Mit einem modernen, nach aktuellen Standards entworfenen Design, großzügigen, konservatorisch anspruchsvollen Vitrinen und einem reichen didaktischen Angebot lässt die neue museale Ausstattung, die die stellenweise noch erhaltenen baulichen Reste des 19. Jahrhunderts schonend integriert, die nun hier ausgestellten Kostbarkeiten in ganz neuem Glanz für die Besucherinnen und Besucher erstrahlen. Die vier neuen Sammlungsetagen werden intern durch eine neu geschaffene Treppenverbindung erschlossen.

Den Zugang von den älteren Bereichen der Residenz wird ab 2019 die repräsentative Prunktreppe gewähren, die vom Schwarzen Saal in das königliche Appartement des Königsbaus führt: Die laufenden Rekonstruktionsarbeiten an dieser sogenannten „Gelben Treppe“, einem Meisterwerk Leo von Klenzes, werden bis dahin abgeschlossen und die historische Bausubstanz in diesem zentralen Bereich der klassizistischen Residenz wieder vervollständigt sein.

Veranstaltungen zur Wiedereröffnung: Der Schlössertag in der Residenz München

Am heutigen 29. Juni 2018 feiert die Bayerische Schlösserverwaltung anlässlich der Wiedereröffnung des Königsbaus und ihres 100jährigen Bestehens einen besonderen Schlössertag, mit ganztägig freiem Eintritt in die Residenz München und einem bunten Programm von 14 bis 22 Uhr. Alle Veranstaltungen und der Eintritt sind an diesem Tag kostenfrei.

Vom 30. Juni bis zum 6. Juli veranstaltet die Bayerische Schlösserverwaltung ein Themenführungsprogramm für alle, die es genauer wissen wollen: Die frisch restaurierten Nibelungensäle lassen sich mit der Themenführung „Heldenhaftes taufrisch“ erkunden. Über Repräsentation und Lifestyle in den königlichen Appartements berichtet die Führung „Ein königlicher Bilderpalast“ und unter dem Motto „Silber, weißes Gold und Tafelkultur“ werden die Schätze in den neuen Sammlungsräumen vorgestellt.

Alle Führungstermine und das Programm für den Schlössertag finden Sie auf www.residenz-muenchen.de.

Drei Publikationen zum Königsbau

Im Hinblick auf die Wiedereröffnung der Königsbaus gibt es drei Publikationen. Pünktlich zur Wiedereröffnung erscheint das von der Bayerischen Schlösserverwaltung herausgegebene Bildheft „Die Nibelungensäle in der Residenz München“ von Christian Quaeitzsch und Stephan Wolf. Das 140 Seiten dicke, üppig bebilderte Buch berichtet über die künstlerisch bedeutende Ausstattung der Nibelungensäle und ihre Restaurierungen. Es kostet 12,90 Euro. Zur Miniaturensammlung ist der reich bebilderte Bestandskatalog „Geliebte Porträts – Bildnisminiaturen im Münchner Residenzmuseum“ von Bernd Pappe, herausgegeben von der Bayerischen Schlösserverwaltung und erschienen im Verlag Schnell und Steiner, erhältlich. Das profunde Handbuch bietet auf 240 Seiten einen wunderbaren Zugang zur Miniaturenmalerei und ihrer weitreichenden Bedeutung für die Gesellschaft des 16. bis 19. Jahrhunderts und entführt den Leser zugleich in die „Welt im Kleinen“. Das Buch kostet als Klappenbroschur 37,50 Euro, als Hardcover 39,95 Euro. Als Sonderedition des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat zum Doppeljubiläum „100 Jahre Freistaat Bayern – 200 Jahre bayerische Verfassung“ erschien das Buch „Der Königsbau der Residenz. Schauplatz bayerischer Geschichte. Vom Regierungssitz und Wohnpalast zum Museum der Bayern“ mit Texten von Christian Quaeitzsch im November 2017. Der reich bebilderte, 176 Seiten umfassende Band gibt einen Einblick in die Geschichte und Kunstgeschichte des Königsbaus sowie die dort ausgestellten Sammlungen. Er kostet 10,- Euro. Die Publikationen sind erhältlich unter: www.bsv-shop.bayern.de und im Museumsladen der Residenz München.

Die Residenz München als Spiegel der politischen Geschichte Bayerns

Als größte urbane Schlossanlage Deutschlands und als eines der größten Raumkunstmuseen Europas nimmt die Residenz München nicht nur unter den Kulturgütern Bayerns eine herausgehobene Stellung ein. Die gewaltige, seit dem späten 16. Jahrhundert immer wieder erweiterte Schlossanlage ging ursprünglich aus der sogenannten „Neuveste“, einer bescheidenen, 1385 errichteten Burg hervor. Vier Jahrhunderte lang schlug in diesem Wohn- und Regierungssitz der Wittelsbacher Dynastie das politische Herz Bayerns. Nach dem Ende der Monarchie wurde die Residenz zum Museum umgewandelt, das seine Tore nun allen Besuchern öffnet. So spiegeln das Gebäude und seine reichen Kunstschätze nicht nur auf eindrucksvolle Weise Kontinuität und Wandel in der bayerischen Herrschaftsgeschichte wider, sondern machen auch den Weg vom Herzog- und Kurfürstentum über das Königreich Bayern zum heutigen demokratischen Freistaat ablesbar: 2018, in dem Jahr, in dem sich die Stiftung der bayerischen Verfassung von 1818 wie auch der Übergang von der Monarchie zur Republik von 1918 mit „runden Gedenktagen“ jähren, lassen sich so in der Münchner Residenz wichtige Kapitel der Landesgeschichte erleben.

Eine zentrale Gestalt in der Historie des Königsbaus ist der Erbauer: König Ludwig I., der sich vor allem als begeisterter Sammler, Kunstmäzen und Bauherr in die Erinnerung der Bayern, aber auch in die internationale Kunstgeschichte eingeschrieben hat. In der Residenz München hat er die umfangreichsten Baumaßnahmen seit den Zeiten Kurfürst Maximilians I. (reg. 1597-1651) vornehmen lassen. Schon vor der Thronbesteigung beauftragte Ludwig I. seinen bevorzugten Architekten Leo von Klenze mit der Erweiterung der Residenz durch einen neuen Wohnpalast: Den sogenannten Königsbau, mit repräsentativer Fassade hin zum damals neu angelegten Max-Joseph-Platz. Das eindrucksvolle Gebäude, das zwischen 1826 und 1835 errichtet wurde, verdeutlicht in seiner Architektur, seinem opulenten Bilderschmuck und der reichen Ausstattung die verschiedenen kulturellen und ideellen Einflüsse auf die Gedankenwelt des 19. Jahrhunderts und seiner Machthaber. So ist die Architektur des Königsbaus geprägt von einem europaweit vorherrschenden klassizistischen Kunstverständnis, während seine monumentalen Wandbilder zugleich von den romantisch-patriotischen Kunstidealen der sogenannten Nazarener inspiriert sind. Als ein flächendeckend mit erzählenden Gemäldezyklen ausgemalter „Bilderpalast“ sollte der neue Schlossflügel die politischen Ziele und kulturellen Leistungen des in seinen Räumen residierenden Königs den Untertanen vor Augen führen: Die Räume im Erdgeschoss wurden von Julius Schnorr von Carolsfeld und seinen Schülern mit Szenen aus dem Nibelungenlied verziert, die im Betrachter patriotische Begeisterung erwecken sollten. Der Wandschmuck in den repräsentativen Appartements des Königs und der Königin im ersten Stock stellt in den Räumen der Königin Therese weitere große Werke der deutschen Literatur dar. Sie erscheinen hier als Nachfolger und Erben der vorbildlichen Dichtung des antiken Griechenlands, die in den angrenzenden Räumen Ludwigs I. vorgestellt werden.

 

Presse-Informationen:
Dr. Cordula Mauß und Franziska Hölzle
Pressesprecherinnen der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon 089 17908-180 und -160, Fax 089 17908-190, presse@bsv.bayern.de


Pressemitteilung 29. Juni 2018


 
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