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14. Dezember 2022

Pressemitteilung

„zu melden von den Fürstlichen Wohnzimmern und dem kostbaren Saal“

Bayerische Schlösserverwaltung gedenkt Auftraggeber der Prunkräume der Residenz Kempten 

Die Bayerische Schlösserverwaltung erinnert an den Tod des Auftragsgebers der Prunkräume in der Residenz Kempten vor 275 Jahren: Am 15. Dezember 1747, dem Vortag seines 68. Geburtstags, verstarb Anselm Reichlin von Meldegg. Er war einer der bedeutendsten Fürstäbte des einstigen Benediktinerstifts Kempten.

1679 als Johann Christoph Wilhelm Reichlin von Meldegg auf Schloss Horn bei Göggingen geboren, kam er als Knabe an die Fürstabtei Kempten. Zunächst war er Schüler des dortigen Stiftsgymnasiums und ab 1699 Novize des Klosters, welches nur Adelige wie Reichlin von Meldegg in seine Reihen aufnahm. 1704 zum Priester geweiht, fungierte der an den Universitäten Dillingen, Innsbruck und Salzburg ausgebildete Stiftsherr ab 1709 als Novizenmeister. Reichlin von Meldegg, der 1700 bei seiner Klosterprofess den Namen Anselm angenommen hatte, wurde 1728, nach dem Tod Rupert von Bodmans, Fürstabt des auf das Jahr 752 zurückgehenden Benediktinerstifts Kempten. In seine Regentschaft fielen sowohl Auseinandersetzungen als auch Einigungen mit den Untertanen, der sogenannten Landschaft, sowie der benachbarten Reichsstadt Kempten. Anselm lag an einer Modernisierung der Stiftsverwaltung; dem Stiftsgymnasium, an dem er selbst gelehrt hatte, festigte er einen ausgezeichneten Ruf.

Der Fürstabt wirkte, ganz im Stile seiner Zeit, als Auftraggeber zahlreicher Bauten und talentierter Künstler. Neben dem Musikwesen sticht Anselms Förderung der bildenden Künste hervor, was sich an der Ausstattung der Stiftskirche St. Lorenz, aber vor allem an den fürstäbtlichen Zimmern in der Residenz ablesen lässt. Diese nicht ohne Grund als Prunkräume titulierte Raumfolge –  kulminierend in einem prachtvollen Thronsaal – kündet bis heute vom erlesenen Kunstsinn und selbstbewussten Repräsentationsverständnis Reichlin von Meldeggs.

Im Deckengemälde des Thronsaales, das Hofmaler Franz Georg Hermann schuf und die Klostergeschichte veranschaulicht, erscheint an einer Stelle Fürstabt Anselm selbst. Besagte Szene zeigt ihn mit seinem Gefolge 1742 in Frankfurt am Main, wo er in seiner Funktion als Erzmarschall der Kaiserin an den Krönungsfeierlichkeiten Maria Amalias teilnahm. Außer dieser Darstellung, welche die damalige Würdenstellung der Kemptener Fürstäbte widerspiegelt, begegnen Besucher der Prunkräume dem vor 275 Jahren verstorbenen Auftraggeber auch noch in Gestalt eines Gemäldes sowie eines Porträtstiches. Im Schlafzimmer prangt zudem das Abtswappen Reichlin von Meldeggs.

Während des Weihnachtsmarkts täglich Führungen durch die Prunkräume

Besucht werden können die Prunkräume der Residenz Kempten im Rahmen geführter Rundgänge. Während des Kemptener Weihnachtsmarktes (23. November bis 22. Dezember) finden täglich alle 45 Minuten Führungen statt. Die erste startet um 12.15 Uhr, die letzte um 16 Uhr. Nach dem Weihnachtsmarkt finden bis März immer am Samstag und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr alle 45 Minuten Führungen statt.

Die Residenz Kempten

Der monumentale Klosterkomplex der Residenz Kempten entstand bald nach dem Dreißigjährigen Krieg, der das Benediktinerstift schwer in Mitleidenschaft gezogen hatte. Als Baumeister des ambitionierten Neubauprojekts war zunächst der aus Vorarlberg stammende Michael Beer tätig. 1654 löste ihn der Graubündener Johann Serro ab. In jenen Jahren entstand auch die eindrucksvolle Stifts- und Pfarrkirche St. Lorenz, die auf einer Anhöhe neben der Residenz thront und mit dieser über einen Sakristeianbau verbunden ist.

Die prunkvolle Ausstattung der Wohnräume des Fürstabtes erfolgte von 1732 bis 1742 unter dem kunstverständigen Anselm von Reichlin-Meldegg. Zu den beteiligten Künstlern zählten der in Venedig und Rom ausgebildete Maler Franz Georg Hermann als künstlerischer Leiter, der Münchner Hofbildhauer Aegid Verhelst und der Stuckator Johann Georg Üblher. Die verschwenderische Pracht der Ausstattung macht die Prunkräume der Residenz Kempten zu einer der bedeutendsten Raumfolgen des süddeutschen Rokokos. Noch heute spürt man beim Besuch des Ortes den erlesenen Kunstsinn der Kemptener Fürstäbte, die hier residierten.

Presse-Informationen:
Ines Holzmüller und Franziska Wimberger
Pressesprecherinnen der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon 089 17908-160 und -180, Fax 089 17908-190, presse@bsv.bayern.de


Pressemitteilung 14. Dezember 2022


 
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